Newsparadies: Nackte Angst und bittere Wahrheiten

Specials => Feuilleton => Thema gestartet von: hell am 21.05.2010, 00:13:14



Titel: Nackte Angst und bittere Wahrheiten
Beitrag von: hell am 21.05.2010, 00:13:14




Manche Wahrheiten kennt jeder, andere nicht ganz so. Fragt man beispielsweise, ob es in Gorleben ein Zwischenlager für radioaktiven Müll  gibt, so weiß jeder, dass es um Endlagerung geht. Oder fragt man nach Politikergehältern, so schüttelt jeder nur noch den Kopf...

Doch was passiert, fragt man den kleinen Mann auf der Straße, was eigentlich eine Bank macht? Nun, 'Überweisungen falsch ausführen und dafür horrende Gebühren nehmen', wird die erste Antwort sein. Fragt man aber weiter, so klingt die Antwort meist so: "Eine Bank bekommt von den Sparern Geld und verleiht dieses dann an andere."

Ist dem so? Habe ich wirklich das Geld von jemand anderem in der Hand, wenn mir die Bank einen Kredit gibt? Bzw. habe ich wirklich die 10 Euro von Opa Krause, die der gestern zur Bank getragen hat, weil er noch was für schlechte Zeiten zurücklegen will?

Die Antwort muss heute lauten: NEIN!

Tatsächlich ist es so, dass mir einen Kredit zu geben für die Bank nicht bedeutet, dass sie mir Geld gibt, sondern nur, dass sie eine Buchung tätigt. Das Geld bleibt in der Bank, jedenfalls 98%, denn 2% gehen als Mindestreserve an die EZB. D. h. wenn die Bank Opa Krauses 10 Euro als Mindestreserve anlegt sind das nur 2% der möglichen Kreditsumme, die sie verleihen kann, also von 500 Euro.

Die Bank macht also aus 10 Euro ganze 500 Euro, wenn sie genug Kreditnehmer findet. Hinzu kommt, dass sie für 500 Euro Zinsen verlangen kann, aber nur für 10 Euro solche Bezahlen muss. Nehmen wir einen theoretischen Zinssatz von 10% für Soll- und Habenzins an, so erhält die Bank im Jahr 50 Euro Zinsen bei einem Einsatz von nur einem Euro, das sind satte 5.000%. Womit die wohl ihre Paläste finanzierten ...

     (http://www.spiegel.de/images/image-87923-galleryV9-tspj.jpg)


Letztlich bedeutet das, dass eine Bank nicht das Geld der Einzahler verleiht, sondern wortwörtlich Kredite gibt, so wie beim Anschreiben in der Lieblingskneipe. Und diese Kredite sind sehr lukrativ, was dazu führt, dass in einem freien Finanzsystem sehr viele Kredite gegeben werden.

Die Kehrseite ist, wo viele Kredite sind, platzen auch viele. Zwar gleichen die Wahnsinnszinsen einiges an Verlust wieder aus, aber wenn beispielsweise ein Bewertungsinstitut feststellt, dass eine Reihe von Kreditnehmern zahlungsunfähig ist oder wird, platzen zu diesem Zeitpunkt ggf. zu viele Kredite, was eine Bank auch einmal in die Pleite stürzen kann. Denn plötzlich ist Opa Krause unsicher geworden und will sein Geld zurück. Damit fehlt der Bank die Mindestreserve und sie ist selbst zahlungsunfähig.

Dies passierte beispielsweise Ende 2008..

Aber wer will immer meckern? Lösungen müssen her. Und da ist guter Rat manchmal sehr naheliegend.

Warum nehmen wir dann den kleinen Mann nicht wörtlich? Warum weiß ich als Sparer nicht, an wen mein sauer verdientes Geld verliehen wurde. Vielleicht will ich ja gar nicht, dass mit meinem Spargeld Frau Merkel Löcher in Griechenland stopft. Und vielleicht will ich als Kreditnehmer auch nichts von Ackermanns Privatmilliarden. Warum also verlangen wir nicht von den Banken, dass sie jeden Cent, den sie verleihen auch mit bestimmten Einlagen belegen? Die Banken selbst müssten dann von dem bisschen leben, was zwischen Soll- und Habenzins liegt, aber hey, es gibt Schlimmeres...



Stichworte: Nackt, Wahrheit,Bank

Bildquelle: http://www.spiegel.de/images/image-87923-galleryV9-tspj.jpg



Titel: Re: Nackte Angst und bittere Wahrheit
Beitrag von: hell am 21.05.2010, 00:16:49
Wann ist eigentlich Deutschland dran mit der Krise?

Mich wundert immer wieder, wie einfach es eigentlich ist, unter voller Nutzung der Marktwirtschaft eine funktionierende Gesellschaft zu erzeugen und wie stark doch der Egoismus mancher, die dies mit aller Macht verhindern wollen. Tja, schon 1989 sagten viele, dass das Ende des Sozialismus auch das Ende des Kapitalismus einläutet. Sie hatten wohl recht.


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