Newsparadies: Ein Ritt auf der Rasierklinge

Specials => Feuilleton => Thema gestartet von: hell am 05.12.2006, 21:29:27



Titel: Ein Ritt auf der Rasierklinge
Beitrag von: hell am 05.12.2006, 21:29:27
10,6 Mio. Deutsche müssen sich verschulden, wenn sie die Praxisgebühr für einen Arztbesuch zahlen sollen. 1,7 Mio. Kinder können das Geld für eine Vorsorgeunetrsuchung nicht mehr aufbringen.

10 Mio., die es nicht geschafft haben im "Aufschwungland" Deutschland. Sicher, mehr im Osten als im Westen und sicher: "Armutsrisiken sind vor allem Arbeitslosigkeit und fehlende Bildungsabschlüsse", so wie es  Walter Rademacher, seines Zeichens Vizepräsident des Statistischen Bundesamtes ausdrückt.

Und wo bleibt das soziale Netz? Nein, das gibts offenbar noch, es hält die 10 Mio. an der Armutsgrenze und weitere 10 mio. etwas darüber. Will sagen: jeder 4. lebt vom sozialen Netz. Na dann mal prost Mahlzeit...

Die Originalquelle:
Zitat:
Über zehn Millionen leben an oder unter der Armutsgrenze

Zurzeit reden die Deutschen gern vom Aufschwung, doch mitten hinein in die Euphorie platzt das Statistische Bundesamt mit alarmierenden Zahlen: Ein Drittel der Alleinerziehenden lebt unter oder nur knapp über der Armutsgrenze, insgesamt sind rund 13 Prozent der Deutschen arm oder von Armut bedroht.

Berlin - Rund 10,6 Millionen Deutsche rechnet das Statistische Bundesamt zu dieser Kategorie. 1,7 Millionen Betroffene sind Kinder unter 16 Jahren. Besonders schlimm ist die Lage in den neuen Bundesländern: Hier leben rund 17 Prozent der Bevölkerung zumindest an der Schwelle zur Armut, in der alten Bundesrepublik sind es 12 Prozent. Allerdings dreht sich das Verhältnis bei den älteren Menschen um: Von den über 65-Jährigen sind nur elf Prozent der ehemaligen DDR-Bürger armutsgefährdet, im Westen sind es 16 Prozent.

"Armutsrisiken sind vor allem Arbeitslosigkeit und fehlende Bildungsabschlüsse", erklärte der Vizepräsident des Amts, Walter Rademacher, in Berlin bei der Präsentation der Erhebung. Vier von zehn Arbeitslosen seien armutsgefährdet, ebenso ein Viertel der Menschen ohne abgeschlossene Schul- oder Berufsausbildung, aber nur fünf Prozent der Erwerbstätigen. Auch Alleinerziehende seien besonders oft kurz davor, in die Armut abzurutschen. Knapp ein Drittel von ihnen lebt unter der kritischen Grenze von 60 Prozent des Durchschnitts-Einkommens. Besser sieht es bei Familien mit zwei Elternteilen aus: Hier liegt die Armutsgefährdungsquote bei sieben Prozent bei einem Kind und zwölf Prozent, wenn drei und mehr Kinder da sind.

Die Betroffenen müssen sich teils gravierend einschränken, wie eine Selbsteinschätzung zeigt. 56 Prozent gaben an, dass sie sich eine einwöchige Urlaubsreise pro Jahr nicht leisten können, bei den übrigen Befragten waren dies nur 16 Prozent. Auch in punkto Gesundheitskosten, die 2004 durch die Praxisgebühr und Hinzuzahlungen gestiegen sind, macht sich ein Gefälle bemerkbar. Bei den Armutsgefährdeten gaben 22 Prozent an, schon ein Mal aus finanziellen Gründen nicht zum Arzt oder Zahnarzt gegangen zu sein, bei den nicht Gefährdeten waren es nur sieben Prozent.

Die Statistik, auf der die Erhebung basiert, wird seit 2005 in allen EU-Ländern sowie in Norwegen und Island erhoben. Sie bietet erstmals vergleichbare Daten zu Armut und Lebensbedingungen. Im Vergleich mit den anderen EU-Staaten steht Deutschland in punkto soziale Ausgrenzung dabei allerdings noch recht gut da: So gibt es etwa in Frankreich, Italien, Spanien, Belgien sowie Griechenland, Irland und Portugal teils wesentlich schlechtere Armutsquoten. Besser sieht es indes in Dänemark, Finnland, Luxemburg und Schweden aus; in diesen vier Ländern beträgt die Quote elf Prozent.

Derzeit sind allerdings noch keine Daten für das Erhebungsjahr 2005 verfügbar, die heute vorgestellten Berechnungen basieren ebenfalls auf Zahlenmaterial von 2004. Als arm gelten Personen, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung haben, in Deutschland also weniger als 856 Euro monatlich. Für eine Familie mit zwei Kindern liegt die Obergrenze bei 1798 Euro.

Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,452623,00.html



Stichworte: Armut, Praxisgebühr


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