Titel: H and less: Im Grünen gefangen
Beitrag von: hell am 11.12.2008, 07:39:04
Kapitel 2: Im Grünen gefangen
So war es auch kein Wunder, dass sich "H" nur mit äußerstem Widerwillen aus seinem Spielesessel erhob und hinter seiner Schwester aus der Spielothek schlurfte. Lustlos stiegen die beiden in den Bus und ließen sich nach Hause kutschieren. Dort angekommen beschrieb das laute stöhnen, welches aus dem Badezimmer drang eine Situation, die weder für "H", noch für Greta etwas Neues oder gar interessantes darstellte. Im Gegenteil, eher freudig nahmen sie den Aufschub zur Kenntnis und nutzten die geschenkte Zeit prächtig aus. "H" schwang sich hinter seinen PC. Er hatte am Vormittag ein neues Spiel bekommen und wollte so doch wenigstens die Installation schon einmal starten. Desto schneller konnte er es späte ausprobieren und sich die neuen Waffen und Spezialeffekte zu Gemüte führen. Greta hingegen fand Zeit ein paar Klamotten auszuprobieren und auch einen neuen tiefschwarzen Mascara. Der war schließlich gerade total in.
Doch bereits nach wenigen Minuten ebbten die spitzen Schreie, die ihre Mutter im Bad zuletzt ausgestoßen hatte, ab und einige Minuten später traten sie und Klaus sich gegenseitig angrinsend aus dem Waschsaal. Beide hatten sich Joggingklamotten übergestreift, was für Klaus vollkommen normal war. Selbst in dem Vier-Sterne-Restaurant, in dem sie zu ihrem Geburtstag zusammen gegessen hatten, hatte Klaus seine geliebte Sportbekleidung nicht ausgezogen. Ihre Mutter hingegen war eher selten in einer solchen Aufmachung anzutreffen. Es sei denn, sie wollte mit Klaus in den Wald, gleich hinter dem Haus, ein wenig laufen. "Da seid ihr ja", sagte sie, als sie "H" und Greta entdeckt hatte. "Zieht euch auch schnell die Sportkluft an. Heute gehts für alle raus in den Wald."
Greta und "H" sahen sich entsetzt an. Nach kurzem Zögern hoben beide aber die Schultern und fügten sich den Anweisungen ihrer Mutter. Sie wussten, wenn es so weit war, war jede Diskussion sinnlos. Also schlurften die Kinder missbilligend und lustlos in ihre Zimmer um sich umzuziehen. Kurze Zeit später traten sie wieder daraus hervor und erblickten Klaus und ihre Mutter. Letztere wirkte nicht mehr so herzlich wie bei ihrer Ankunft. Irgend etwas schien ihr Sorgen zu machen. Der Blick, den sie Klaus zuwarf zeigte dies überdeutlich. Der Angeblickte hingegen schien ein eher hinterhältiges und überlegenes Lächeln auf den Lippen zu haben. Er nickte ihrer Mutter energisch zu und alle Vier machten sich auf in Richtung Wald.
So dauerte es auch nicht lange bis sämtliches Feld-, Wald- und Wiesengetier die kleine Karawane über Stock und Stein rennen sah. Vorn weg spurtete Klaus neuen Ufern der Ertüchtigung zu. Greta hatte mühe ihm zu folgen und "H" keuchte immer noch lustlos hinterdrein. Den Abschluss bildete ihre Mutter, der Klaus' Tempo ebenfalls zu schaffen machte. Nach einer guten halben Stunde lehnte sie sich an einen Baum, beugte den Oberkörper hervor und keuchte: "Lauft schon mal vor, ich hole euch dann ein." Klaus drehte sich wortlos um und lief weiter. Die Kinder standen einige Sekunden etwas ratlos zwischen den Bäumen, sahen sich an und dann ihre Mutter. Greta meinte: "Nein, Mom, wir bleiben bei Dir." "Ist schon gut", erwiderte die Angesprochene, "lauft Klaus hinterher, bevor wir ihn verlieren. Ich komme sofort nach."
Unsicher wandten die beiden sich um. Klaus war schon etliche Meter weiter und nur noch schwer zu erkennen. "H" sah noch einmal kurz zu seiner Mutter, die sich anscheinend wieder startbereit machte. Er zuckte mit den Schultern und lief weiter. Greta hinterher. Nach runden fünf Minuten hatten sie Klaus endgültig aus den Augen verloren. "H" dreht sich suchend zu seiner Mutter um. Doch auch sie war nirgends zu entdecken. Wollte sie nicht mit ihnen mit gelaufen sein? Nunja, vielleicht war es ja auch die Erschöpfung gewesen. Unvermittelt glitten "H"'s Augen über das Gesicht von Greta und bemerkte, dass diese weit geöffnet waren und mitten in seine Pupillen starrten. Er fixierte das Augenpar und schaute seine Schwester fragend an. "Was ist los?" fragte er ruhig. "Weißt Du, wo wir hier sind?" stellte seine Schwester offenbar die einzige Frage, die ihr im Moment wichtig erschien. "H" blickte sich erneut um, diesmal aber nicht, um nach seiner Mutter oder nach Klaus Ausschau zu halten, sondern auf der Suche, nach etwas, was ihm bekannt vorkam, etwas, was ihm helfen konnte seinen Standort zu lokalisieren.
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Stichworte: Geschichte, Literatur, Stories, Märchen, Kurzgeschichte, neue
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Einige Sekunden verstrichen, doch das, was "H" suchte fand er nicht. Schlimmer noch wurde es allmählich dunkel und von Waldwegen war auch nichts zu sehen. Klaus hatte die Gruppe weit ab von jedem Weg mitten durch den Wald in ein Dickicht geführt bevor er verschwunden war. "Ich habe keine Ahnung, wo wir sind?" antwortete "H" wahrheitsgemäß seiner Schwester, die darauf hin zu zittern begann. "Und wie kommen wir jetzt nach Hause?" schrie das Mädchen plötzlich auf. 2 be continued...
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