Seite drucken - Philip Pullman: Der goldene Kompass

Teil 1 der Trilogie: His Dark Materials

Jung ist sie, die kleine Lyra, jung und frech. Am Jordan College in Oxford kann ein junges Mädchen, wie es Lyra nun einmal ist aber auch gar nichts anderes sein. Schließlich ist sie den ganzen Tag von praktischen Theologen umgeben, die ihr langatmig und umständlich viele Dinge erklären, die weder sie noch die kleine richtig verstehen. Wie viel spannender ist es doch da, mit den Kindern das College und Oxford unsicher zu machen. Wie viel mehr Spaß macht es da doch, mit Roger über die Dächer der Forschungsanstalt zu streifen. Doch Lord Asriel wollte schließlich, dass sie hier aufwachsen sollte, und er ahnte sicher auch etwas von den Streifzügen der noch viel zu jungen Dame. Hätte sich nicht Lyra verraten, ihr Dämon - Pantalaimon - tat es.

Nun saß sie also im Schrank, im Schrank des Gesellschaftszimmers und bekam mit, wie die Wissenschaftler samt des Rektors einen Mordanschlag gegen Lord Asriel, ihren Onkel, planten. Sie musste ihm sagen, dass der Wein vergiftet war und die Leute vom Magisterium dahinter steckten. Nur so überlebte ihr Onkel und nur so konnte er eine neue Reise in den Norden antreten. Und nur so bekam Mrs Coulter die Chance, die junge Lyra zu sich zu nehmen und nur deswegen bekam sie vom Direktor das Alethiometer, den goldenen Kompass, der ihr alle Fragen beantworten konnte, wenn sie ihn nur zu lesen verstand.

Und nur so war es möglich, das Lyra Mrs Coulter durchschaute und sich auf die Suche nach Staub machen konnte. Doch das ist eine lange Geschichte in buchstäblich eiskalter Umgebung, wo Panzerbären um ihr Reich kämpfen und Hexen auf ihren Kiefernzweigen reiten. Tödlich, blutig und gemein.

Jawohl, dieses Buch klingt zwar zu Beginn wie ein Kinderbuch, aber es ist sicher keins. Es bereichtet von der Schlechtigkeit des Menschen, von Opportunismus, der Macht der Lüge und dem bedingungslosen Willen, die eigenen Ziele zu erreichen. Dazu gehört natürlich auch das Gegenteil, die reine Seele, die Aufrichtigkeit, das Gute. Aber blutig kommt beides daher. So sei dem schwachen Magen also stellenweise Vorsicht angeraten.

Nichts desto trotz ist dieses Buch eines der spannendsten von Philip Pullman und wer den Autor kennt, weis sicher, das dies allein einen Superlativ darstellt. Sicher macht Pullman dem Leser den Einstieg in Lyras Welt nicht unbedingt leicht. Diese Welt ist anders, diese Welt hat das Mittelalter nie wirklich verlassen und ist doch modern und mystisch zur gleichen Zeit. Pullman treibt die Geschichte meisterhaft voran, hält sich hier und dort auf, verliert aber nie den Faden und führt das Werk zu einem grandiosen Ende.

Soweit, so viel Lob für das Buch. Leider ist der Film weniger gelungen. Er erlaubt dem unwissenden Betrachter eben keinen Zugang zu Pullmans Fantasiegebilde, springt Szenen ab, die der betrachter kaum nachvollziehen kann - es sei denn, er kennt die Geschichte. Alles in allem: Erst lesen, dann schauen!

Es lohnt sich!

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(http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/6/66/Philip_Pullman_2005-04-16.png/427px-Philip_Pullman_2005-04-16.png)

Andere Teile:
Der goldene Kompass (http://newsparadies.de/index.php/topic,4297.0.html)
Das magische Messer (http://newsparadies.de/index.php/topic,4345.0.html)
Das Bernstein-Teleskop (http://newsparadies.de/index.php/topic,4431.0.html)
Siehe auch:
Der Philip Pullman Sammelthread (http://newsparadies.de/index.php/topic,4459.0.html)

Stichworte: Philip Pullman, Buch, Film, goldene, Kompass, Trilogie, His Dark Materials, Lesen
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Specials => Kritiken => Thema gestartet von: hell am 10.02.2009, 19:07:42