Newsparadies: H and less: Allein im Wald

Specials => Feuilleton => Thema gestartet von: hell am 13.12.2008, 00:06:54



Titel: H and less: Allein im Wald
Beitrag von: hell am 13.12.2008, 00:06:54




Kapitel 4: Allein im Wald

Die folgenden Tage verliefen ereignislos. "H" ging morgens in die Spielhalle und schlich am nachmittag hinter seinen heimischen PC. Er ließ sich sogar von Greta überreden, extra für zwei Klausuren in die Schule zu kommen - natürlich bei den Lehrern, die ihn am wenigsten mochten - und natürlich bestand er die Arbeiten mit Bravur. Nachmittags war es sehr Still im haus. Mom sprach wenig mit ihm und auch er verspürte Hemmungen, sie anzusprechen. Greta viel das leichter, aber aber auch sie hatte eine Gewisse Kälte in ihrer Mutter bemerkt. Auch sie hatte den Verdacht, dass sie nicht mit Ehrlichkeit behandelt wurde. Klaus hingegen zog sich vollkommen zurück. Er vermied es, wo er nur konnte, mit den Kindern zusammen zu kommen. Er schien mit sich zu kämpfen. Sich krampfhaft im Zaum zu halten. lange Nächte sprachen Greta und "H" über ihr zu Hause, doch kamen sie nie zu einer befriedigenden Lösung.

Eine Woche verging auf diese Weise, bis Greta "H" erneut aus der Spielhölle abholte. "Komm Bruderherz, heute ist wieder Laufen angesagt", grinste sie und ihr Bruder erhob sich schwer fällig aus dem Sessel der Spielkonsole. Lustlos, wie bereits eine Woche zuvor trottete er hinter seiner Schwester her nach Hause, zog sich genauso automatisch wie zuvor um und fand sich alsbald hinter seiner Schwester her keuchend tief im Wald wieder.

Und wiederum wählte Klaus eine Route über Stock und Stein, tief, tief hinein ins Unterholz. So überrasche es denn auch nicht, dass ihre Mutter immer langsamer wurde und immer mehr Abstand zu den Kindern bekam. Schließlich entschlossen sich Greta und "H" auf sie zu warten. Misstrauisch schleppte sich die Frau im Jogginganzug und mit Stirnband zu ihren Kindern. "Ach verflixt", brach es plötzlich aus ihr hervor. "Ich habe ja vergessen, die Ines anzurufen und ihr für heute Abend abzusagen. Und jetzt habe ich nicht einmal ein Handy dabei." Ein Grinsen glitt über das Gesicht der Kinder. Mom vergaß eigentlich immer ihr Handy und wenn sie es einmal dabei hatte, war es garantiert abgeschaltet oder der Akku war leer. "H" zückte also gönnerhaft sein High-Tech-Gerät und überreichte es seiner Mutter. Diese nahm das gute Stück und wies die Kinder schon einmal an, weiterzulaufen. Sie sollten Klaus nicht verlieren. Sie selbst würde schon aufholen. Mit skeptischer Miene folgten die Kinder der Anweisung und hasteten weiter Klaus hinterher. Dieser wurde nach und nach immer schneller, obwohl sich das Gelände von Minute zu Minute anspruchsvoller gestaltete. Klaus gewann immer mehr Abstand zu den Kindern und von Mom war schon lange nichts mehr zu sehen.


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Stichworte: Mutter, Kind, Geschichte, Literatur, Stories,  Märchen, Kurzgeschichte, neue


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Greta schrie Klaus noch hinterher, er solle doch warten, doch plötzlich bog dieser hinter eine Hecke und war nicht mehr zu sehen. Die Kinder hasteten hinterher, doch als sie die Hecke erreich hatten war Klaus wie vom Erdboden verschwunden. Greta ließ sich auf die Knie fallen und sackte in sich zusammen: "Genau wie letzte Woche", stöhnte sie. "Nicht genau so", erwiederte "H", "Mom hat mein Handy." Greta blickte in die ernste Miene ihres Bruders als sie spürte, wie sich ihr Blick trübte und eine Träne an ihrem Nasenflügel vorbei auf ihre Lippe lief und dann auf ihr Kinn tropfte. "H" nahm seine Schwester in den Arm und versuchte sie zu beruhigen. Doch nichts half. "Es wird schon wieder dunkel", kreischte das Mädchen nach einer Weile. Inzwischen zitterte sie am ganzen Körper, nicht vor Kälte, sondern vor Angst.

Auch "H" hatte ein flaues Gefühl in der Magengegend, konnte sich aber noch besser beherrschen als seine kleine Schwester. Suchend blickten seine Augen in alle Richtungen. Immer tiefer stand die Sonne und immer dunkler wurde es unter dem dichten Blätterdach. Es half nichts. Wenn sie hier stehen blieben würden sie nie aus dem Dickicht heraus finden und seitdem sich die Meldungen über Wildschweine und sogar Wölfe in der Nachbarschaft gehäuft hatten mochte "H" auf keinen Fall mitten im hohen Gebüsch ein Festmahl abgeben. Er schlug also die Richtung ein, von der er annahm, dass sie gekommen waren, nahm siene Schwester an die Hand und ging langsam und vorsichtig los. Alle paar meter blieben die beiden stehen. Greta schmiegte sich eng an ihren Bruder und wenn sie das konnte, wurde auch das Zittern weniger. "H" lauschte auf die Geräusche der Nacht. Keine Wildschweine, kein Rascheln. Ab und zu das Schreien einer Eule. Jedenfalls glaubte "H", dass es sich um eine Eule handelte, schließlich war es das Geräusch, welches die Eule in diesem Frankenstein-Spiel gemacht hatte. Dann gingen sie weiter, schlichen über Grasflächen, kletterten über umgefallene Bäume und umrundeten kleine Tümpel, deren Ufer sie nur durch ihre nassen Turnschuhe bemerkten.

2 be continued...


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