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Hetzjagd auf Inder löst Debatte über Rechtsextremismus aus
« am: 22.08.2007, 22:14:48 » |
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Der 5000-Seelen Ort Mügeln ist seit einigen Tagen Deutschlandweit, und auch im Ausland, bekannt. Den Bürgern gefällt das nicht unbedingt, schließlich ist die kleine Stadt erst wegen rechtsradikaler Übergriffe auf im Ort lebende Inder in die Schlagzeilen geraten. Auf Interviewfragen wird oft nur ausweichend von den Bürgern geantwortet.
Selbst die Medien sind sich nicht ganz einig, wie der Vorfall zu bewerten ist. Die meisten Medien versuchen die Tat in der rechtsradikalen Ecke einzuordnen. Die “Zeit” allerdings schreibt online, dass es sich wohl eher um eine stinknormale Festzeltschlägerei handelt, bei der niemand ernsthaft verletzt wurde und die sich in Deutschland regelmäßig ereigne.
Fakt scheint zu sein, dass insgesamt acht Inder von etwa 50 überwiegend Jugendlichen durch den Ort gehetzt wurden. Rechtsradikale Parolen seien auch gefallen, wie die Polizei bestätigt. 14 Verletzte habe es gegeben, darunter alle acht geflüchteten Inder, die teils auch schwer verletzt wurden, sowie auch zwei Polizisten, die sich angeblich schützend vor die Inder stellten. Zudem wurden vier Deutsche verletzt. Die Inder waren in eine Pizzeria eines Landsmannes geflüchtet. Die Meute versuchte daraufhin die Tür des Restaurants einzutreten, zerstörte eine Fensterscheibe und demolierte das Auto des Inhabers. Die 70 Mann starke angeforderte Verstärkung der Bereitschaftspolizei traf etwa 30 Minuten später ein, um die Meute dann zurück zu drängen.
Wie es aber zu den Ausschreitungen kam, ist noch unklar. Ob vielleicht auch die Inder provoziert haben, wie es zum Beispiel die “Zeit” schreibt, darüber gibt es derzeit keine offiziell bestätigten Angaben. Ob die rechtsradikalen Parolen von Einzelpersonen kamen und ob die Tat geplant war, ist bislang nicht geklärt. Vor der Tat hatte es bereits Hinweise gegeben, dass der Jugendclub des Ortes Ziel von rechtsradikalen Angriffen werden würde. Die Staatsanwaltschaft Leipzig hat mittlerweile die Ermittlungen aufgenommen und schließt auch einen rechtsradikalen Hintergrund nicht aus. Zwei Männern (21 und 23 Jahre) wird zur Last gelegt, sich an den Angriffen beteiligt zu haben und damit Landfriedensbruch begangen zu haben. Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft werden die Ermittlungen aber “schwierig und langwierig” sein.
In der Politik löst die Hetzjagd nun eine Debatte über den Rechtsextremismus aus. Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte die Hetzjagd sei “außerordentlich betrüblich und beschämend” Deutschlands Ansehen würde durch die Tat Schaden im Ausland erleiden. Der Zentralrat der Juden findet deutliche Worte der Kritik am bisherigen Umgang mit dem Problem des Rechtsextremismus. "In den letzten Monaten hat sich nichts wirklich verändert in der konzeptionellen Auseinandersetzung mit dem Thema", meinte dazu der Generalsekretär, Stephan Kramer. „Die etablierten Parteien zeigen ihre Unfähigkeit das Problem zu lösen“, hieß es weiter, während die NPD sich durch ihr Engagement weiter bei den Bürgern durchsetze. Der Zentralrat der Juden forderte die Zuständigkeit vom Familienministerium auf das Innenministerium zu übertragen, welches die größere Erfahrung mit dem Problem habe. Es solle eine offen Diskussion darüber stattfinden. Die Befürchtung des Zentralrats der Juden geht in die Richtung, dass „gestern Farbige, heute Ausländer, morgen Schwule, Lesben oder Juden“ die Opfer seien. Weitere innenpolitische Experten aller Parteien forderten umgehend Maßnahmen gegen Rechtsextremismus.
Der Bürgermeister des Ortes Mügeln, Gotthard Deuse (FDP) glänzt derweil nach Meinung der Landes- und Bundespolitik nicht mit seinen beschwichtigenden Aussagen. Dieser verteidigte seinen Ort als “nicht rechtsextrem” und meinte: „Solche Parolen könnten jedem mal über die Lippen kommen.” Dafür erntete er umgehend Kritik der Grünen. Antje Hermenau, Fraktionschefin im sächsischen Landtag meinte “"Ich bin entsetzt. Diese Äußerung von Deuse macht Rassismus salonfähig. Ausländerfeindliche Parolen können und dürfen eben gerade nicht jedem über die Lippen kommen". Claudia Roth, Bundeschefin der Grünen, sagte dazu „Wer den Kopf in den Sand stecke, stärke die Rechtsextremisten.“ Es dürfe nicht sein, dass deutsche Bürgermeister weiter Rechtsextremismus in ihren Gemeinden verleugneten.
Stichworte: Nazi, Rechtsextremismus, Inder
Stichworte: Nazi Rechtsextremismus Inder
http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Ermittlungen%20Männer%20Mügeln/242385.htmlhttp://www.zeit.de/online/2007/34/muegeln-reportageDiese News stammt aus dem NewsParadies