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Home > Specials > Feuilleton > Von "Plüschtieren" und gefallenen Engeln
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Beitrag: Von "Plüschtieren" und gefallenen Engeln  (Gelesen 19448 mal) Drucken
 
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Von "Plüschtieren" und gefallenen Engeln
« am: 25.05.2008, 15:55:47 »
Quo vadis Eurovision Song Contest?




Wir schreiben das Jahr 2008 und alles sollte total anders werden in der weiten Welt der Schlagerparade namens Song-Contest. Und so einiges ist auch anders geworden. Insgesamt war sicherlich mehr handwerkliche Qualität in diesem Wettbewerb als jemals zuvor und sicher auch mehr Diversität. Auffallen um jeden Preis oder den Massen gefallen aber einer von Vielen sein, das ist die Wahl die Song-Contest-Produzenten haben.

Wenn der Gewinn des Wettbewerbs das Maß für den Erfolg dieser Bemühungen sein soll, so hat das zweite Konzept gefruchtet. Denn ein Timberland-Stück vorn und gleich zwei mal Britney Spears dahinter, das kann kein Zufall mehr sein. Wobei - und da nimmt das Dilemma seinen Lauf - etwas hat sich doch nicht geändert, die absolut unverständliche Bewertung. Hier hapert es nach wie vor. Spitzenbeiträge finden sich sehr weit hinten wieder und eher mittelmäßig vorgetragene Massenware landet an der Spitze.

So siegt man im Song-Contest

Nehmen wir die "Sieger". Ein russischer Schlagerstar, ein "Plüschtier" - ähm - ein Eiskunstläufer ohne Eis, eine Stradivari, Timberland und eine mittelschwere Internet-Kampagne a la Lordi, nur halt in russisch. Das sind offenbar die Ingredienzien, die es braucht um zu gewinnen. Da helfen auch die im Vorfeld veränderten Regeln nichts. Trotz eher mittelmäßiger Leistung war dieses Mal Dima Bilan vor den Finnen und vor allen anderen. Dabei hätte Olympiasieger Eugeny Pluschenko um ein Haar noch die "künstliche" Eisfläche krachend verlassen. Aber offenbar versteht wenigstens dieser sein Handwerk. Offenbar braucht die Russische Seele etwas, woran sie sich festkrallen kann, wo sie stolz seien kann, und wenn dies nur das Röckchen von Weltmeister Pluschenko ist. Ach ja, und jemanden zu haben, der in rund der Hälfte der Länder sowieso ein Star ist hilft natürlich auch.
     

Olympia- und Song-Contest-Gewinner Eugeny Pluschenko bei einer für Herren eher schmerzhaften Bielmann-Pirouette
Bild: http://www.hafif.org


Die "Verfolger"

Womit soll man dies noch toppen? Eben gar nicht. Aber, was tun, wenn man nicht die Möglichkeiten eines Mütterchen Russland hat? Nun sicher, da hilft nur mit den Wölfen zu heulen und das heißt nach dem Quasi-Ausfall des Originals offenbar Britney nachzuäffen. Der Ukrainerin Ani Lorak gelang das in Ukrainisch geübter Weise einmal mehr am Besten. Im letzten Jahr noch hatte Andrej Danilko - aka Verka Serdutschka  - zwar noch die Antitour versucht, wurde aber mit dem gleichen Platz belohnt. Man fragt sich, ob nach der Trommelei die Ukraine zum ewigen Zweiten avanciert.

Noch eine Britney kam aus den USA - ähm - New York - nein, Moment - Griechenland. Auch hier eher eine mittelprächtige Darbietung der erst 19-Jährigen. Doch scheinen auch die Griechen eine Menge Nachbarn zu haben.
     

Oups, she did it again.
Wenn wir das nicht schon mal gesehen haben. Ani Lorak, die Beste der Britneys.
Bild: http://eurovision.ndr.de

Viel Gutes - weit hinten

Nein, es ist nicht alles schlecht oder geschoben, was im Song-Contest spielt. Man findet es nur nicht weit vorn. So landete das sicherlich beste Stück des Abends: "This Is My Life" der isländischen Formation "Euroband" gerade einmal auf Rang 13. Sauberer Eurodance unterhaltsam vorgetragen, so stelle ich mir einen Song-Contest-Beitrag vor. Aber natürlich, viele Wähler im Ausland hat die kleine, nordische Halbinsel nicht zu bieten.

Auch die finnischen Hart-Metaller "Teräsbetoni" konnten trotz gelungenem Stück mit Rang 22 nicht wirklich punkten. Sicher, nur weil einmal die Lordi-Welle durch sämtliche Foren und Blogs gelaufen ist bedeutet das nicht, dass Musikliebhaber in ganz Europa plötzlich den Song-Contest anschauen. Also Jungs, beim nächsten Mal wieder mit Vorwarnung wenn Ihr die Erovision-Lobby ärgern wollt. Die Musik ist gut, ändert daran bloß nichts.

Noch ungewöhnlicher als wirklich richtige Musik aus Finnland waren aber teilweise excellente  Beiträge aus den Bezahlerländern. Sébastien Tellier aus Frankreich probte mit englischem Text nicht nur den Aufstand gegen Frankreich, sondern schaffte mit dem Stück "Devine" eine sehr Ansprechende und witzige Darbietung im Beatles-Stil. Mit Rang 18 gnadenlos unterbewertet.

Den Vogel schoss aber eindeutig Rodolfo Chikilicuatre aus Spanien mit "Baila el chiki chiki" ab. Der aus Argentinien stammende Komiker schaffte es skuril, auffällig und dennoch schreiend komisch zu wirken, in dem er nichts anderes Tat als die anderen auch, nur halt auf seine Weise. So versucht er es mit minimalistischen, abgehackten Tönen statt mit großem Orchester. So bringt er die gleichen Tanzszenen aufs Parkett, wie manche Britney-Aufführung. Nur mit dem Unterschied, dass die Hebefiguten von Tänzerinnen ausgeführt werden und er die gehobene Person ist. Ansonsten ist das Stück absolut Ohrwurmverdächtig. Doch auch hier: Nur Rang 16.
     

Eurodance aus Island mit Friðrik Ómar und Regína Ósk
Bild: http://eurovision.ndr.de


Absolut Ohrwurm verdächtig: Rodolfo Chikilicuatre bei "El Robocop"
Bild: http://eurovision.ndr.de

Gefallene Engel

Ach, da waren ja noch die Engelchen. Traurige Engelchen. Schreiende Engelchen. Die Wahrheit mag für viele Hart klingen, aber der geteilte 23. und letzte Rang für den Beitrag der Deutschen ist noch geschmeichelt. Sicher, es gab Schlimmeres aus Deutschen Landen, was in diverse Hauptstädte geschickt wurde. Nur hat sich das Niveau in diese, Jahr doch deutlich über einen Maß erhöht, welches eines Casting-Truppe wie die "No Angels" bringen kann. Mir kam es zunächst merkwürdig vor, dass der Ton ausgerechnet bei den Engeln so sehr auf die Instrumente abhob. Nach den ersten 30 Sekunden war aber auch klar, warum: M@dels lernt singen!


Viele Änderungen, alles beim Alten?

Das Hauptproblem des Contest bleibt wohl, dass die guten Beiträge zumeist keine Chance haben zu gewinnen und so der Gewinn finanziell und auch von Prestige her nicht vermarktbar war und auch geblieben ist. Wahrscheinlich ist der Song-Contest das nationalistischste Event in ganz Europa, welches nicht vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Der Grund dafür ist klar: "Nationen" stimmen ab. Wer viele "Nationen" hat, gewinnt. Es ist wohl endlich an der Zeit, dies zu ändern. Jede Stimme sollte zählen und wer am meisten Stimmen hat sollte gewinnen.

Zum Glück findet sich in dem Einheitsbrei nationaler Interssen auch ab und zu eine Perle, weit hinten aber hinterher hoffentlich ganz vorn.

In diesem Sinne: "dubiduda" "sieben, sieben..." - "el robocop"
     Interessante Links:


Stichworte: No Angels, Eurovision, Song Contest, Pluschenko, Bilan, Rodolfo Chikilicuatre
Stichworte: No Angels  Eurovision  Song Contest  Pluschenko  Bilan  Rodolfo Chikilicuatre


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hell

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« Antwort #1 am: 03.02.2010, 10:19:18 »
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