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Die Plastiktüten-Pandemie
« am: 13.10.2007, 20:35:41 » |
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Es werden jährlich rund 500.000.000 (1/2 Milliarde) Plastiktüten hergestellt. Die meisten davon werden irgendwohin entsorgt, ohne dabei auf mögliche Folgen zu achten. In Asien leidet deshalb das Abwassersystem an Verstopfung, in Afrika sind die Tüten die neue gefährliche Leibspeise der Wildtiere. Sogar im Orbit trudeln die vielfarbigen Erdölprodukte umher.
Sightseeing auf der "Atlantis" - doch was der Raumfahrer verwundert von der Fähre aus fotografierte war kein außerirdisches Material sondern einfach nur Müll... eine Plastiktüte, vermutlich von einer Vorgängercrew einfach im All zurückgelassen. Nun schwebt sie langsam in der Erdumlaufbahn dahin.
In Deutschland selbst zuckt man höchstens desinteressiert mit den Achseln, schließlich haben Mülltrennung und Recycling der sogenannten "Beutelflut" ein Ende gesetzt. Doch in den weniger fortschrittlichen Ländern droht man an dieser Flut zu ersticken. Gerade in Entwicklungsländern werden die Tüten immer beliebter.
Die Afrikaner lassen immer häufiger ihre Körbe zuhause, nur um sich mit Billigimporten aus China zu versorgen - natürlich alles in Plastik. Da eine flächendeckende Entsorgung fehlt, verteilt der Wind die "verbrauchten" Tüten übers ganze Land, selbst in den Nationalparks findet man die praktisch unverwüstlichen Beutel in den Bäumen hängend wieder.
In Bangladesh drohen immer wieder Überflutungen, da die Plastiktüten, achtlos weggeworfen, in die Siele und Gullys gespült werden und den Abfluß des Wassers erheblich behindern.
Mittlerweile wird sogar befürchtet, dass feuchte Plastiktüten ein idealer Verbreitungsweg für Malaria-Viren sind. Zumindest sollen sie merklich dazu beitragen, wie Kenias Friedensnobelpreisträgerin Maathai glaubt.
Auch die Meeresbewohner werden in Mitleidenschaft gezogen: der Kunststoff der Tüten nimmt große Mengen Chemikalien auf, was Vergiftungen von zB Albatrossen zur Folge. Außerdem werden zahlreiche Seevögel und auch Seehunde praktisch erdrosselt, verfangen sie sich in so einem Beutel.
Immerhin kommt Widerstand gegen die "Todestüten" auf. Gegner der kostenlosen Verpackung sind der Meinung, dass sie letzten Endes mehr schadet als nützt und wollen Sanktionen bis hin zum totalen Verbot erreichen. In Uganda und Kenia werden neuerdings die dünnen Beutel hoch besteuert, die dicken sind komplett verboten...
Sogar in den USA, in denen es ganz normal ist, sich jeden Einkauf in kleine Beutel einpacken zu lassen, tauchen erste Gegner auf. In San Francisco wird darüber nachgedacht, Plastiktüten in größeren Supermärkten und Apotheken zu verbieten. Ebenso in England: es gibt bereits eine Modellstadt, in der das Verbot als Pilotprojekt erfolgreich läuft, nun soll auch in London nachgezogen werden, da man nicht mehr weiß wohin mit den Bergen an Plastik. Es werden bereits in einigen Supermärkten stabile Mehrwegtüten angeboten. In Paris werden nicht biologisch abbaubare Tüten verboten.
Die Plastikaktivisten sind darüber natürlich nicht erfreut. Sie setzen verstärkt auf besseres Recycling und neue Materialien. Die Herstellung von Papiertaschen verbraucht ohne Frage mehr Wasser und Energie, allerdings fragen die Papieraktivisten, ob es nun ausgerechnet eine Wegwerftüte aus Plastik sein müsse?
Das neueste in Sachen Anti-Kunststoff-Propaganda ist zweifelsohne der Tipp, immer ein paar Tüten für die Kollegen mit ins Büro zu nehmen, damit man ihnen welche ausleihen kann, wenn sie in der Mittagspause einkaufen gehn...
In Bangladesh unterdessen freuen sich die Jutetaschenhersteller über höheren Umsatz.
Quelle:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,510161-2,00.htmlStichworte: Plasik, Jute, Umwelt, Recycling
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Diese News stammt aus dem NewsParadies